*English see below*
Hallo,
wie ich vor etwa zwei Wochen auf GitHub geschrieben habe, habe ich das
OpenRailwayMap-Projekt von Alexander Matheisen kürzlich als neuer
Maintainer übernommen, dem ich für seine bisherige Arbeit in den letzten
sechs Jahren danken möchte.
Weil der alte Tileserver nicht mehr die gewünschte Performance hat (es
ist eine Mischung aus Last und einer möglicherweise nicht performant
genugen Renderingengine), habe ich die Kartenstile Infrastruktur,
Signale und Höchstgeschwindigkeit auf CartoCSS portiert, um für das
Rendering Mapnik und Tirex einsetzen zu können. Die bisherige
Renderingengine wird meines Wissens nach sonst nirgendwo mehr
eingesetzt. Die Zeit, die man in die Pflege eines auf
KothicJS/node-tileserver basierenden Stacks steckt, kann man auch in
andere Dinge stecken. Zudem ist es durch die Verwendung von Mapnik
möglich, die Karten künftig auch einfacher in höheren Auflösungen (300
dpi für den Druck) zu rendern und dafür auf etablierte
Open-Source-Software wie Nik4 zurückgreifen.
Die neuen Kartenstile habe ich auf einem neuen Tileservers installiert,
der den alten demnächst ersetzen wird. Der Rest der Website wird
demnächst auch noch dorthin umziehen. Auf
http://openrailwaymap2019.michreichert.de/index.html#osm.org/10/48.887649...
könnt ihr euch schon einmal die neuen Kartenstile anschauen.
(Die URL wird nicht für längere Zeit stabil sein)
Die neuen CartoCSS-Stile sind Neuimplementierungen, versuchen aber, das
alte Erscheinungsbild weitestgehend zu bewahren. Wo es jedoch angemessen
erschien, habe ich einige Änderungen vorgenommen. Geändert wurde:
- Alle Gleise haben ein weißes Halo, um die Erkennbarkeit auf der
Hintergrundkarte zu verbessern.
- Schmalspurbahnen haben keine Querstriche mehr, weil diese schwer zu
erkennen sind und in niedrigen Zoomstufen unschön aussahen
(überlappende Querstriche paralleler Gleise). Stattdessen haben alle
Schmalspurbahnen unabhängig von ihrem usage=*-Tag eine neue gelbliche
Farbe.
- Das Brückenrendering wurde 1:1 von OSM Carto übernommen.
- Kurze Brücken werden nur noch auf hohen Zoomstufen gerendert, um ein
ruhigeres Kartenbild zu erreichen.
- Die Symbole für Zugfunkmasten und -antennen haben eine höhere
Priorität als die Beschriftungen für Hektometertafeln und
Streckennummern/-namen.
- Hektometertafeln, die keine ganzzahligen Kilometerangaben haben,
werden nur noch auf hohen Zoomstufen dargestellt.
- Betriebsstellen mit Personenverkehr werden mithilfe einiger SQL-
Statements anhand ihrer Relevanz sortiert, bevor sie gerendert werden.
Die Relevanz basiert auf der Anzahl der Routenrelationen, die sie
referenzieren. Stop-Area-Relationen werden nicht berücksichtigt, da
sie von Osm2pgsql nicht wirklich unterstützt werden. Die Relevanz ist
vorberechnet und wird in einem Materialized View gespeichert, da die
Live-Berechnung nicht performant ist, weil dafür auf die Array-Spalten
in der Tabelle planet_osm_rels zugegriffen werden muss.
- Stellwerke, die als Nodes gemappt sind, sowie als Flächen gemappte
Stellwerke auf mittleren Zoomstufen werden als grüne Punkte mit einem
weißen Halo gerendert.
- Alle Stile nutzen die Schrift Noto Sans (Rückfallebene: Unifont). Noto
Sans unterstützt eine besonders große Zahl an Schriftsystemen.
- Die Darstellung der Höchstgeschwindigkeiten auf Gleisen, die für beide
Fahrtrichtungen unterschiedliche Höchstgeschwindigkeiten haben, ist
neu implementiert worden. Die Beschriftungen geben die
Vorzugsfahrtrichtung auf Basis des Tags railway:preferred_direction=*
an. Diese Richtung beeinflusst auch die Einfärbung. Die Beschriftung
sehen in solchen Fällen wie folgt aus:
140/100: 140 km/h in die eine, 100 km/h in die andere Richtung,
keine
Vorzugsfahrtrichtung erfasst/vorhanden)
140 (100): dto., aber 140 km/h in Vorzugsfahrtrichtung
140 (–): 140 km/h in Vorzugsfahrtrichtung, keine Angabe in die
Gegenrichtung
- railway=razed/abandoned/disused/construction/proposed werden auf
niedrigen Zoomstufen nur gerendert, wenn mit den üblichen
Lebenszyklus-Tags (razed:railway=*, abandoned:railway=* usw.) getaggt
sind. Andernfalls erhöht sich ab sofort die niedrigste Zoomstufe, auf
der sie dargestellt werden. Damit ist es möglich,
stillgelegte/abgebaute Straßenbahngleise wegzufiltern und abgebaute
Bahnstrecken deutlich früher anzuzeigen, ohne das Kartenbild zu
überfrachten.
- LZB-Blockkennzeichen werden jetzt mit ihrer Nummer dargestellt.
Der Quellcode des Kartenstils ist auf GitHub unter
https://github.com/OpenRailwayMap/OpenRailwayMap-CartoCSS
verfügbar.
Da es sich um Neuimplementierungen handelt, gibt es noch ein paar
Differenzen zu den bestehenden Kartenstilen. Wenn ihr welche findet,
meldet sie mir bitte per E-Mail oder als GitHub-Issues.
Viele Grüße
Michael
-------------------------
Hi,
as I wrote on GitHub about two weeks ago, I took over the OpenRailwayMap
as new maintainer from Alexander Matheisen whom I would like to thank
for his work in the past six years.
Because the old tile server was not as performant as expected (a mix of
too much load and a possible not very performant rendering engine), I
ported the MapCSS map styles infrastructure, speed limits and signalling
to CartoCSS in order to replace the rendering stack by Mapnik and Tirex.
The time invested in a KothicJS/node-tileserver based stack can be used
for other tasks as well. In addition, the usage of Mapnik enables us to
render map images in high resolutions (300 dpi for print) using
established open source software such as Nik4.
I set up the new map styles on a new tile server. The website will be
moved onto this server soon. You can have a first look at the new map
styles at
http://openrailwaymap2019.michreichert.de/index.html#osm.org/10/48.887649...
(The URL will not be stable for a longer time.)
The new CartoCSS styles are reimplementations but I tried to preserve
the old appearance as good as possible. Howerver, I changed a few things
where I considered it appropriate. A list of the changes can be found at
https://github.com/OpenRailwayMap/OpenRailwayMap/issues/663#issue-518110741
The source code of the map style is available at GitHub.
https://github.com/OpenRailwayMap/OpenRailwayMap-CartoCSS
There are a few unintended differences compared to the old map style
because it is a reimplementation. Please get in touch (email or GitHub
tickets) if you find any of them.
Best regards
Michael
Hallo zusammen,
vielen Dank für die Zusammenfassung! Leider konnte ich bei der Party nicht
dabei sein. Auch ich mappe seit einigen Jahren für OSM und ORM. Im
Gegensatz zu sonstiger Infrastruktur ist die Zugänglichkeit von
Eisenbahnstrecken für den Laien nicht so einfach, da man an viele
Streckenteile nicht rankommt oder darf. In letzter Zeit nutze ich daher
sehr gern als Basis zum Mappen aktuelle Videos von Führerstandsmitfahrten,
von denen es bei Youtube doch einiges in aktueller und guter Qualität gibt.
Zum Mappen von Signalen und Hektometersteinen hilft das gut.
Schlecht finde ich, dass auf der Karte unter
https://www.openrailwaymap.org/ Änderungen
in hohen Zoomlevels derzeit verzögert abgebildet werden. Aber auch da
scheint ja mit CartoCSS
was neues in Arbeit zu sein.
Herzliche Grüße und hoffentlich bis zur nächsten Party,
Eckhard (EM311)
Am Mi., 6. Nov. 2019 um 12:00 Uhr schrieb <
openrailwaymap-request(a)openrailwaymap.org>:
> ---------- Forwarded message ----------
> From: Michael Reichert <osm-ml(a)michreichert.de>
> To: openrailwaymap(a)openrailwaymap.org
> Cc:
> Bcc:
> Date: Tue, 5 Nov 2019 22:30:07 +0100
> Subject: [openrailwaymap] Bericht von der Einfachbahn-Mappingparty
> Hallo,
>
> ich hatte zugesagt, von der Einfachbahn-Mappingparty in Frankfurt am
> Main am 12. September 2019 zu berichten.
>
> Es waren insgesamt etwa ein Dutzend Teilnehmende, davon vier Mapper
> (Peter Reinhart, Rainero, Echoray und ich). Die übrigen waren
> Mitarbeiter von DB Netz, davon viele mit dem Geoinformationsmanagement
> betraut.
>
> Nach einem Einführungsvortrag von Peter, der die Motivation von OSM und
> OpenRailwayMap sowie ein paar grundlegende Begriffe erläuterte, teilten
> wir uns in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe streifte über den Bahnhof
> Frankfurt-Höchst, die andere über den Bahnhof Frankfurt-Rödelheim. Es
> wurden nur öffentlich zugängliche Anlagen betreten. Vor Ort wurde
> erklärt, wie die Daten erhoben werden, bevor es zurück ins Büro ging.
> Dort wurde demonstriert, wie die Daten in OSM eingepflegt werden.
>
> In der Kürze der Zeit ist natürlich keine umfassende oder intensive
> Einführung möglich. Viel dürfte nicht hängen geblieben sein, aber das
> kann man in der kurzen Zeit auch nicht erwarten – und es war auch nicht
> das Ziel, zu schulen, sondern einen Einblick in die Datenerfassung und,
> Motivation und das Vorgehen engagierte Mapper. Leider ließ es sich nicht
> vermeiden, den Eindruck zu hinterlassen, dass das Beitrage von
> Eisenbahninformationen zu OSM anspruchsvoll ist. Derartige Klagen waren
> vereinzelt zu hören. Als ehrenamtliches Projekt ist jedoch nicht alles
> leistbar.
>
> Interessant waren die Perspektiven auf OSM/OpenRailwayMap.
> Beispielsweise wurde einigen Teilnehmern erst während der Veranstaltung
> klar, dass die erhobenen Informationen nicht automatisch in OSM laden,
> sondern manuell eingetragen werden müssen. Vielleicht hilft das, die
> Vorstellungen über OSM zu korrigieren und ermöglicht uns in Zukunft
> vielleicht Zugriff auf Datensätze, die für uns wirklich von Nutzen sind.
>
> Peter schilderte als Mitarbeiter des DB Projekts Stuttgart–Ulm, dass er
> für Überlegungen zur Infrastruktur der Zukunft auf OSM-Daten
> zurückgreift, weil das Beschaffen von Ist-Daten oft vergleichsweise
> aufwändig ist. Echoray berichtet, dass er als Ersteller von Strecken für
> Zugsimulatoren auf OSM zurückgreifen muss, weil es kaum frei zugängliche
> Informationen für Externe gibt. Für zahlreiche Anwesende schienen sich
> nicht so sehr dieses Zugänglichkeitsproblems bewusst zu sein. Anders
> kann ich mir die Frage nicht erklären, warum wir als Datenquelle denn
> nicht die Daten der DB verwenden würden. Die Antwort der anwesenden
> Mapper war natürlich, dass wir erstens keinen Zugriff und zweitens nicht
> die erforderliche Nutzungserlaubnis haben.
>
> Am meisten Einblick in die Perspektive Außenstehender auf das
> Eisenbahnmapping in OSM bot jedoch eine Frage nach dem Sinn und Zweck
> ehrenamtlichen Bahnmappings. Wozu wolle man denn überhaupt OSM-Daten im
> Bahnbereich verwenden bzw. weshalb erfasse man überhaupt bahnbezogene
> Daten in OSM, wenn weder die inhaltliche Korrektheit noch die
> Lagegenauigkeit garantiert sei und man die Daten nicht für
> sicherheitskritische Anwendungen verwenden könne. Mein Einwand war,
> dass, wie Peter und Echoray aufgezeigt haben, der Zugriff auf DB-Daten
> vielen erschwert oder gar unmöglich ist. In solchen Fällen (insbesondere
> DB-Externe) ist man froh, dass man überhaupt Informationen hat. Außerdem
> gibt es genügend Anwendungsfälle, bei denen kleine Ungenauigkeiten nicht
> von Bedeutung sind. Nicht jeder stellt Buchfahrpläne für
> Triebfahrzeugführer auf. Was stört es, wenn die Langsamfahrstelle in OSM
> 10 Meter später beginnt, wenn man nur näherungsweise Fahrtzeiten
> berechnen möchte oder grobe Konzepte entwirft?
>
> Im Rahmen der Veranstaltung haben wir, die anwesenden Mapper, erläutert,
> welche Datenbestände für uns von hilfreich wären – und u.U. auch nicht
> allzu schwierig freizugeben. Die DB verfügt über eigene Luftbilder, über
> die anwesenden Nutzer meinten, sie seien Welten besser als das, was wir
> von Bing, DigitalGlobe & Co. bekämen. Anhand des freigegebenen
> Frankfurter Luftbilds konnte ich demonstrieren, was mit hochwertigen
> Orthophotos möglich ist.
>
> Ebenfalls für OSM und das Eisenbahnmapping nützlich wären
> Videobefahrungsdaten des Streckennetzes. Eine neue Befahrung erfolgt
> derzeit für ein neues Streckenkunde-Portal [1]
>
> Seit sechs Jahren mappe ich Eisenbahninfrastruktur in Deutschland, vor
> vier Jahren war ich zuletzt als OSM-/OpenRailwayMap-Vertreter bei DB
> Netz zu Gast. Es hat sich ein bisschen was verändert, wir haben ein paar
> wenige Datensätze als freie Daten im Open-Data-Portal (Streckenachsen,
> Brücken, Tunnel, Kilometer, Bahnübergänge, Betriebsstellen). Die
> Gespräche im Rahmen der Veranstaltung – teils auch von Kollege zu
> Kollege – haben auch mir Einblicke als Außenstehender in das
> Geodatenmanagment bei DB Netz gegeben. Leider bin ich den Eindruck nicht
> los geworden, dass abseits einzelner Leuchttürme (z.B. Einfachbahn) von
> Aufbruch oder Fortschritt fast nicht die Rede sein kann. Dinge sind
> umständlicher als nötig, Informationen werden mehrfach erfasst, weil es
> innerhalb des Unternehmens keine Kultur des Daten-Sharings gibt und
> Selbsthilfe (Zweiterfassung) einfacher ist. Ich habe den Eindruck
> gewonnen, dass von einzelnen Ausnahmen (hallo Einfachbahn!) abgesehen im
> letzten halben Jahrzehnt im Groben und Ganzen Vieles beim Alten
> geblieben ist und sich der Aufbruch in die Zukunft bislang um
> unbestimmte Zeit verspätet hat. Ein Unternehmen, das #Klimakrise sei
> dank, mit höheren Transportleistungen auf seinem Netz zu tun haben wird,
> sollte jedoch nicht die Herausforderungen der Zukunft mit den
> Grundsätzen der Vergangenheit angehen. Stattdessen sollte
> Innovationsfreudigkeit und Modernisierung – wenigstens
> unternehmensintern – gebräuchlicher werden.
>
> Ich wünsche mir, dass die Veranstaltung allen etwas Mut zur Innovation
> und vorsichtigem Brechen mit alten Konventionen in den bundeseigenen
> Mobilitätsinfrastrukturverwalter gesprüht hat.
>
> Mein Dank für die Einladung und Verpflegung geht an das
> Einfachbahn-Team, das als Bindeglied nach außen Denkanstöße für beide
> Seiten geliefert hat.
>
> Viele Grüße
>
> Michael
>
>
>
> [1] Fragt mich nicht nach dem offiziellen Projekttitel, aber diverse
> Tweets mit dem Hashtag #Streckenkunde von Nicht-Triebfahrzeugführern
> geben einen oberflächlichen Einblick.
> https://twitter.com/hashtag/Streckenkunde
> https://twitter.com/DB_HardCoRe/status/1067394151967281152
> https://twitter.com/dbsystel/status/1022462098826297345
> https://twitter.com/dbsystel/status/1022812599216467968
>
> _______________________________________________
> Openrailwaymap mailing list
> Openrailwaymap(a)openrailwaymap.org
> https://lists.openrailwaymap.org/mailman/listinfo/openrailwaymap
>
Hallo,
ich hatte zugesagt, von der Einfachbahn-Mappingparty in Frankfurt am
Main am 12. September 2019 zu berichten.
Es waren insgesamt etwa ein Dutzend Teilnehmende, davon vier Mapper
(Peter Reinhart, Rainero, Echoray und ich). Die übrigen waren
Mitarbeiter von DB Netz, davon viele mit dem Geoinformationsmanagement
betraut.
Nach einem Einführungsvortrag von Peter, der die Motivation von OSM und
OpenRailwayMap sowie ein paar grundlegende Begriffe erläuterte, teilten
wir uns in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe streifte über den Bahnhof
Frankfurt-Höchst, die andere über den Bahnhof Frankfurt-Rödelheim. Es
wurden nur öffentlich zugängliche Anlagen betreten. Vor Ort wurde
erklärt, wie die Daten erhoben werden, bevor es zurück ins Büro ging.
Dort wurde demonstriert, wie die Daten in OSM eingepflegt werden.
In der Kürze der Zeit ist natürlich keine umfassende oder intensive
Einführung möglich. Viel dürfte nicht hängen geblieben sein, aber das
kann man in der kurzen Zeit auch nicht erwarten – und es war auch nicht
das Ziel, zu schulen, sondern einen Einblick in die Datenerfassung und,
Motivation und das Vorgehen engagierte Mapper. Leider ließ es sich nicht
vermeiden, den Eindruck zu hinterlassen, dass das Beitrage von
Eisenbahninformationen zu OSM anspruchsvoll ist. Derartige Klagen waren
vereinzelt zu hören. Als ehrenamtliches Projekt ist jedoch nicht alles
leistbar.
Interessant waren die Perspektiven auf OSM/OpenRailwayMap.
Beispielsweise wurde einigen Teilnehmern erst während der Veranstaltung
klar, dass die erhobenen Informationen nicht automatisch in OSM laden,
sondern manuell eingetragen werden müssen. Vielleicht hilft das, die
Vorstellungen über OSM zu korrigieren und ermöglicht uns in Zukunft
vielleicht Zugriff auf Datensätze, die für uns wirklich von Nutzen sind.
Peter schilderte als Mitarbeiter des DB Projekts Stuttgart–Ulm, dass er
für Überlegungen zur Infrastruktur der Zukunft auf OSM-Daten
zurückgreift, weil das Beschaffen von Ist-Daten oft vergleichsweise
aufwändig ist. Echoray berichtet, dass er als Ersteller von Strecken für
Zugsimulatoren auf OSM zurückgreifen muss, weil es kaum frei zugängliche
Informationen für Externe gibt. Für zahlreiche Anwesende schienen sich
nicht so sehr dieses Zugänglichkeitsproblems bewusst zu sein. Anders
kann ich mir die Frage nicht erklären, warum wir als Datenquelle denn
nicht die Daten der DB verwenden würden. Die Antwort der anwesenden
Mapper war natürlich, dass wir erstens keinen Zugriff und zweitens nicht
die erforderliche Nutzungserlaubnis haben.
Am meisten Einblick in die Perspektive Außenstehender auf das
Eisenbahnmapping in OSM bot jedoch eine Frage nach dem Sinn und Zweck
ehrenamtlichen Bahnmappings. Wozu wolle man denn überhaupt OSM-Daten im
Bahnbereich verwenden bzw. weshalb erfasse man überhaupt bahnbezogene
Daten in OSM, wenn weder die inhaltliche Korrektheit noch die
Lagegenauigkeit garantiert sei und man die Daten nicht für
sicherheitskritische Anwendungen verwenden könne. Mein Einwand war,
dass, wie Peter und Echoray aufgezeigt haben, der Zugriff auf DB-Daten
vielen erschwert oder gar unmöglich ist. In solchen Fällen (insbesondere
DB-Externe) ist man froh, dass man überhaupt Informationen hat. Außerdem
gibt es genügend Anwendungsfälle, bei denen kleine Ungenauigkeiten nicht
von Bedeutung sind. Nicht jeder stellt Buchfahrpläne für
Triebfahrzeugführer auf. Was stört es, wenn die Langsamfahrstelle in OSM
10 Meter später beginnt, wenn man nur näherungsweise Fahrtzeiten
berechnen möchte oder grobe Konzepte entwirft?
Im Rahmen der Veranstaltung haben wir, die anwesenden Mapper, erläutert,
welche Datenbestände für uns von hilfreich wären – und u.U. auch nicht
allzu schwierig freizugeben. Die DB verfügt über eigene Luftbilder, über
die anwesenden Nutzer meinten, sie seien Welten besser als das, was wir
von Bing, DigitalGlobe & Co. bekämen. Anhand des freigegebenen
Frankfurter Luftbilds konnte ich demonstrieren, was mit hochwertigen
Orthophotos möglich ist.
Ebenfalls für OSM und das Eisenbahnmapping nützlich wären
Videobefahrungsdaten des Streckennetzes. Eine neue Befahrung erfolgt
derzeit für ein neues Streckenkunde-Portal [1]
Seit sechs Jahren mappe ich Eisenbahninfrastruktur in Deutschland, vor
vier Jahren war ich zuletzt als OSM-/OpenRailwayMap-Vertreter bei DB
Netz zu Gast. Es hat sich ein bisschen was verändert, wir haben ein paar
wenige Datensätze als freie Daten im Open-Data-Portal (Streckenachsen,
Brücken, Tunnel, Kilometer, Bahnübergänge, Betriebsstellen). Die
Gespräche im Rahmen der Veranstaltung – teils auch von Kollege zu
Kollege – haben auch mir Einblicke als Außenstehender in das
Geodatenmanagment bei DB Netz gegeben. Leider bin ich den Eindruck nicht
los geworden, dass abseits einzelner Leuchttürme (z.B. Einfachbahn) von
Aufbruch oder Fortschritt fast nicht die Rede sein kann. Dinge sind
umständlicher als nötig, Informationen werden mehrfach erfasst, weil es
innerhalb des Unternehmens keine Kultur des Daten-Sharings gibt und
Selbsthilfe (Zweiterfassung) einfacher ist. Ich habe den Eindruck
gewonnen, dass von einzelnen Ausnahmen (hallo Einfachbahn!) abgesehen im
letzten halben Jahrzehnt im Groben und Ganzen Vieles beim Alten
geblieben ist und sich der Aufbruch in die Zukunft bislang um
unbestimmte Zeit verspätet hat. Ein Unternehmen, das #Klimakrise sei
dank, mit höheren Transportleistungen auf seinem Netz zu tun haben wird,
sollte jedoch nicht die Herausforderungen der Zukunft mit den
Grundsätzen der Vergangenheit angehen. Stattdessen sollte
Innovationsfreudigkeit und Modernisierung – wenigstens
unternehmensintern – gebräuchlicher werden.
Ich wünsche mir, dass die Veranstaltung allen etwas Mut zur Innovation
und vorsichtigem Brechen mit alten Konventionen in den bundeseigenen
Mobilitätsinfrastrukturverwalter gesprüht hat.
Mein Dank für die Einladung und Verpflegung geht an das
Einfachbahn-Team, das als Bindeglied nach außen Denkanstöße für beide
Seiten geliefert hat.
Viele Grüße
Michael
[1] Fragt mich nicht nach dem offiziellen Projekttitel, aber diverse
Tweets mit dem Hashtag #Streckenkunde von Nicht-Triebfahrzeugführern
geben einen oberflächlichen Einblick.
https://twitter.com/hashtag/Streckenkundehttps://twitter.com/DB_HardCoRe/status/1067394151967281152https://twitter.com/dbsystel/status/1022462098826297345https://twitter.com/dbsystel/status/1022812599216467968