Hallo zusammen,
am 20. und 21. März fand in Frankfurt der erste Hackathon unter dem
Namen "DB Open Data-Train Challenge" [1] statt, am 8. und 9. Mai soll in
Berlin mit der DB Infrastructure Challenge [2] der zweite Hackathon,
diesmal mit dem Fokus auf Infrastruktur stattfinden.
Wer an diesen Veranstaltungen teilnimmt, bekommt einen kleinen Datensatz
(historische Daten) zur Verfügung gestellt, die Formatdokumentation gibt
es schon ein paar Tage vorher [3]. Soweit nicht ungewöhnlich,
interessant wird es allerdings bei den Teilnahmebedingungen [4]:
Teilnehmer des Hackathons dürfen die Daten nach der Veranstaltung nicht
weiterverwenden, sprich er oder sie hackt für die Katz. Da die
Anwendungen meist auf den Datensatz zugeschnitten sind, sind sie nach
dem Hackathon somit weitgehend nutzlos.
Am Ende der Veranstaltung werden die Projekte der Teilnehmer prämiert,
der Erstplatzierte bekommt einen Preis, der erste und zweite Verlierer
einen Trostpreis. Ruhm und Ansehen sind somit das Einzige, was den
Teilnehmern nach der Veranstaltung bleibt.
Bereits auf der Veranstaltungswebsite ist ersichtlich, wozu die
Veranstaltung dient [5]. Die Teilnehmer sollen Software entwickeln, um
das Auftreten von Gleislagefehler vorhersagen. Während beim ersten
Hackathon Tools für Fahrplansoll- und -echtzeitdaten entwickelt wurden,
ist die Zielgruppe von Gleislagefehler-Analysetools deutlich geringer.
Statt interessanter Daten werden für die aktuelle Veranstaltung also nur
unkritische Datensätze bereitgestellt, mit denen außer Gleisbauern kaum
jemand etwas anfangen kann. Wer bei diesem Hackathon mitmacht, hackt
nicht für sich und die Allgemeinheit (worum es bei Open-Data gehen
sollte), sondern für ein Unternehmen, das bei dieser Veranstaltung Code
und Ideen abgreifen möchte. Dies sollte den Teilnehmern bewusst sein.
Auf der anderen Seite verfügt die DB über viele für die Öffentlichkeit
interessante Daten, die ohne Probleme als "richtiges" Open-Data
freigegeben werden könnten. Beispiele dafür sind das
Betriebsstellenverzeichnis [6] und das Infrastrukturregister. Die Daten
sind bereits jetzt öffentlich sichtbar, die Webseite [7] bietet die
entsprechenden Daten an.
Man bekommt den Eindruck, dass die DB den Begriff Open-Data lediglich
als Marketingbuzzword verwendet, um sich modern und dynamisch zu
präsentieren. Auf diese Weise möchte man sich ein wenig das Image eines
Startups verpassen, in der Hoffnung, damit entsprechende innovative
Entwickler anzulocken.
Fazit: Nicht überall da, wo Open-Data draufsteht, ist auch Open-Data
drin. Das vorliegende Beispiel zeigt, dass man vor der Teilnahme genauer
hinsehen sollte, welchen Bedingungen man sich unterwirft. Weder sind die
Daten frei, noch dürfen sie unbeschränkt verbreitet werden. Bloß der
Nutzungszweck während des Hackathons ist nicht beschränkt. Wer sich
nicht in eine gewisse Abhängigkeit von Unternehmen begeben möchte, für
den sind Projekte wie OpenStreetMap weiterhin die erste Wahl. Bei
solchen nachhaltigen Quellen können Entwickler wirklich sichergehen,
dass eine Anwendung auch noch nach dem Hackathon nutzbar bleibt. Und vor
allem, dass die Arbeit nicht umsonst war, denn dafür ist die investierte
Zeit einfach zu schade.
Gruß
Alex
[1]
http://www.heise.de/developer/meldung/Hackathon-der-Deutschen-Bahn-in-Fra...
[2]
http://www1.deutschebahn.com/dbhackathon-en/hackathon/dbhackathon1.html
[3]
http://www1.deutschebahn.com/dbhackathon-en/hackathon/dbhackathon3.html
[4]
http://www1.deutschebahn.com/file/dbhackathon-en/9225054/cH6sfk0BoKMh-j2b...
[5]
http://www1.deutschebahn.com/dbhackathon-en/hackathon/dbhackathon2.html
[6]
https://fahrweg.dbnetze.com/file/fahrweg-de/2394144/vHBDX5OndmGwv-JTA9Ezu...
[7]
http://stredax.dbnetze.com/ISRViewer/public_html_de/svg/index.html