Hallo zusammen,
vielen Dank für die Zusammenfassung! Leider konnte ich bei der Party nicht
dabei sein. Auch ich mappe seit einigen Jahren für OSM und ORM. Im
Gegensatz zu sonstiger Infrastruktur ist die Zugänglichkeit von
Eisenbahnstrecken für den Laien nicht so einfach, da man an viele
Streckenteile nicht rankommt oder darf. In letzter Zeit nutze ich daher
sehr gern als Basis zum Mappen aktuelle Videos von Führerstandsmitfahrten,
von denen es bei Youtube doch einiges in aktueller und guter Qualität gibt.
Zum Mappen von Signalen und Hektometersteinen hilft das gut.
Schlecht finde ich, dass auf der Karte unter
Änderungen
in hohen Zoomlevels derzeit verzögert abgebildet werden. Aber auch da
scheint ja mit CartoCSS
was neues in Arbeit zu sein.
Herzliche Grüße und hoffentlich bis zur nächsten Party,
Eckhard (EM311)
Am Mi., 6. Nov. 2019 um 12:00 Uhr schrieb <
openrailwaymap-request(a)openrailwaymap.org>:
---------- Forwarded message ----------
From: Michael Reichert <osm-ml(a)michreichert.de>
To: openrailwaymap(a)openrailwaymap.org
Cc:
Bcc:
Date: Tue, 5 Nov 2019 22:30:07 +0100
Subject: [openrailwaymap] Bericht von der Einfachbahn-Mappingparty
Hallo,
ich hatte zugesagt, von der Einfachbahn-Mappingparty in Frankfurt am
Main am 12. September 2019 zu berichten.
Es waren insgesamt etwa ein Dutzend Teilnehmende, davon vier Mapper
(Peter Reinhart, Rainero, Echoray und ich). Die übrigen waren
Mitarbeiter von DB Netz, davon viele mit dem Geoinformationsmanagement
betraut.
Nach einem Einführungsvortrag von Peter, der die Motivation von OSM und
OpenRailwayMap sowie ein paar grundlegende Begriffe erläuterte, teilten
wir uns in zwei Gruppen auf. Die eine Gruppe streifte über den Bahnhof
Frankfurt-Höchst, die andere über den Bahnhof Frankfurt-Rödelheim. Es
wurden nur öffentlich zugängliche Anlagen betreten. Vor Ort wurde
erklärt, wie die Daten erhoben werden, bevor es zurück ins Büro ging.
Dort wurde demonstriert, wie die Daten in OSM eingepflegt werden.
In der Kürze der Zeit ist natürlich keine umfassende oder intensive
Einführung möglich. Viel dürfte nicht hängen geblieben sein, aber das
kann man in der kurzen Zeit auch nicht erwarten – und es war auch nicht
das Ziel, zu schulen, sondern einen Einblick in die Datenerfassung und,
Motivation und das Vorgehen engagierte Mapper. Leider ließ es sich nicht
vermeiden, den Eindruck zu hinterlassen, dass das Beitrage von
Eisenbahninformationen zu OSM anspruchsvoll ist. Derartige Klagen waren
vereinzelt zu hören. Als ehrenamtliches Projekt ist jedoch nicht alles
leistbar.
Interessant waren die Perspektiven auf OSM/OpenRailwayMap.
Beispielsweise wurde einigen Teilnehmern erst während der Veranstaltung
klar, dass die erhobenen Informationen nicht automatisch in OSM laden,
sondern manuell eingetragen werden müssen. Vielleicht hilft das, die
Vorstellungen über OSM zu korrigieren und ermöglicht uns in Zukunft
vielleicht Zugriff auf Datensätze, die für uns wirklich von Nutzen sind.
Peter schilderte als Mitarbeiter des DB Projekts Stuttgart–Ulm, dass er
für Überlegungen zur Infrastruktur der Zukunft auf OSM-Daten
zurückgreift, weil das Beschaffen von Ist-Daten oft vergleichsweise
aufwändig ist. Echoray berichtet, dass er als Ersteller von Strecken für
Zugsimulatoren auf OSM zurückgreifen muss, weil es kaum frei zugängliche
Informationen für Externe gibt. Für zahlreiche Anwesende schienen sich
nicht so sehr dieses Zugänglichkeitsproblems bewusst zu sein. Anders
kann ich mir die Frage nicht erklären, warum wir als Datenquelle denn
nicht die Daten der DB verwenden würden. Die Antwort der anwesenden
Mapper war natürlich, dass wir erstens keinen Zugriff und zweitens nicht
die erforderliche Nutzungserlaubnis haben.
Am meisten Einblick in die Perspektive Außenstehender auf das
Eisenbahnmapping in OSM bot jedoch eine Frage nach dem Sinn und Zweck
ehrenamtlichen Bahnmappings. Wozu wolle man denn überhaupt OSM-Daten im
Bahnbereich verwenden bzw. weshalb erfasse man überhaupt bahnbezogene
Daten in OSM, wenn weder die inhaltliche Korrektheit noch die
Lagegenauigkeit garantiert sei und man die Daten nicht für
sicherheitskritische Anwendungen verwenden könne. Mein Einwand war,
dass, wie Peter und Echoray aufgezeigt haben, der Zugriff auf DB-Daten
vielen erschwert oder gar unmöglich ist. In solchen Fällen (insbesondere
DB-Externe) ist man froh, dass man überhaupt Informationen hat. Außerdem
gibt es genügend Anwendungsfälle, bei denen kleine Ungenauigkeiten nicht
von Bedeutung sind. Nicht jeder stellt Buchfahrpläne für
Triebfahrzeugführer auf. Was stört es, wenn die Langsamfahrstelle in OSM
10 Meter später beginnt, wenn man nur näherungsweise Fahrtzeiten
berechnen möchte oder grobe Konzepte entwirft?
Im Rahmen der Veranstaltung haben wir, die anwesenden Mapper, erläutert,
welche Datenbestände für uns von hilfreich wären – und u.U. auch nicht
allzu schwierig freizugeben. Die DB verfügt über eigene Luftbilder, über
die anwesenden Nutzer meinten, sie seien Welten besser als das, was wir
von Bing, DigitalGlobe & Co. bekämen. Anhand des freigegebenen
Frankfurter Luftbilds konnte ich demonstrieren, was mit hochwertigen
Orthophotos möglich ist.
Ebenfalls für OSM und das Eisenbahnmapping nützlich wären
Videobefahrungsdaten des Streckennetzes. Eine neue Befahrung erfolgt
derzeit für ein neues Streckenkunde-Portal [1]
Seit sechs Jahren mappe ich Eisenbahninfrastruktur in Deutschland, vor
vier Jahren war ich zuletzt als OSM-/OpenRailwayMap-Vertreter bei DB
Netz zu Gast. Es hat sich ein bisschen was verändert, wir haben ein paar
wenige Datensätze als freie Daten im Open-Data-Portal (Streckenachsen,
Brücken, Tunnel, Kilometer, Bahnübergänge, Betriebsstellen). Die
Gespräche im Rahmen der Veranstaltung – teils auch von Kollege zu
Kollege – haben auch mir Einblicke als Außenstehender in das
Geodatenmanagment bei DB Netz gegeben. Leider bin ich den Eindruck nicht
los geworden, dass abseits einzelner Leuchttürme (z.B. Einfachbahn) von
Aufbruch oder Fortschritt fast nicht die Rede sein kann. Dinge sind
umständlicher als nötig, Informationen werden mehrfach erfasst, weil es
innerhalb des Unternehmens keine Kultur des Daten-Sharings gibt und
Selbsthilfe (Zweiterfassung) einfacher ist. Ich habe den Eindruck
gewonnen, dass von einzelnen Ausnahmen (hallo Einfachbahn!) abgesehen im
letzten halben Jahrzehnt im Groben und Ganzen Vieles beim Alten
geblieben ist und sich der Aufbruch in die Zukunft bislang um
unbestimmte Zeit verspätet hat. Ein Unternehmen, das #Klimakrise sei
dank, mit höheren Transportleistungen auf seinem Netz zu tun haben wird,
sollte jedoch nicht die Herausforderungen der Zukunft mit den
Grundsätzen der Vergangenheit angehen. Stattdessen sollte
Innovationsfreudigkeit und Modernisierung – wenigstens
unternehmensintern – gebräuchlicher werden.
Ich wünsche mir, dass die Veranstaltung allen etwas Mut zur Innovation
und vorsichtigem Brechen mit alten Konventionen in den bundeseigenen
Mobilitätsinfrastrukturverwalter gesprüht hat.
Mein Dank für die Einladung und Verpflegung geht an das
Einfachbahn-Team, das als Bindeglied nach außen Denkanstöße für beide
Seiten geliefert hat.
Viele Grüße
Michael
[1] Fragt mich nicht nach dem offiziellen Projekttitel, aber diverse
Tweets mit dem Hashtag #Streckenkunde von Nicht-Triebfahrzeugführern
geben einen oberflächlichen Einblick.
https://twitter.com/hashtag/Streckenkunde
https://twitter.com/DB_HardCoRe/status/1067394151967281152
https://twitter.com/dbsystel/status/1022462098826297345
https://twitter.com/dbsystel/status/1022812599216467968
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